Ortsverein
Gernsbach e.V.

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Geschichte des Ortsvereins Gernsbach

Der DRK Ortsverein Gernsbach e.V. hat eine lange Tradition. Schon seit 1868 engagieren sich Menschen in und um Gernsbach für das Deutsche Rote Kreuz. Derzeit zählt unser Ortsverein ca. 1500 Mitglieder. Davon gehören 56 zu den aktiven Helfern und 1400 zu den Förderern. Wir engagieren uns vor allem im Sozialen Bereich, im Sanitätsdienst sowie der humanitären Hilfe und im Katastrophenschutz.

Die Anfänge des DRK-Ortsvereins

Wie weltoffen und sozialgesinnt die Bürger und vor allem die Bürgerinnen in Gernsbach waren, beweist die Tatsache, dass in Gernsbach als der 8. Stadt im Großherzogtum Baden im Jahre 1846 ein Frauenverein zur Unterstützung der Armen und Kranken entstand. Anlass dazu war der Hungerwinter 1845/46, der viele in Armut und Not brachte und Tausende zur Auswanderung zwang. Die Kartoffeln waren durch eine Fäule zugrunde gegangen, die Ernte war so schlecht, dass für einen Laib Brot ein Acker hergegeben wurde.

Heinrich Langenbach, der Gernsbacher Stadtchronist, schreibt über die Gründung des Frauenvereins: „Das Not- und Teuerungsjahr 1845/46 rief in Gernsbach einen Frauenverein ins Leben, dessen Statuten lauteten: den Armen der Stadt Verdienst durch Arbeit zu verschaffen, durch Spinnen, Stricken, Nähen und Weben. Am 30. September 1846 traten 42 Frauen dem Verein bei, um bald auf 60 anzusteigen. Mitglieder des Vorstandes waren Frau Bürgermeister Drißler, Frau Physikus Wittum, Frau Schiffer Wieland, Frau Stadtpfarrer Katz, Frau Assessor Dill, Frau Schiffer Kobelt und Frau Ungerer. Die Stadt wurde in 7 Bezirke eingeteilt und einem jeden ein Vorstandsmitglied als Betreuerin überlassen. Im Oktober des gleichen Jahres fand die erste Geldsammlung statt und erbrachte 232 fl (Gulden). Der städtische Armenfond schoss 185 fl dazu. Man kaufte 1 Zentner Baumwollgarn, 7 Zentner Hanf zum Stricken und Spinnen. 346 fl Arbeitslohn wurden verausgabt. Eine etwas höhere Summe wurde beim Verkauf erzielt. Eine Verkaufsstelle war eine Zeit lang im Haus von Kommerzienrat Katz.“

Im Armenprotokoll der Stadt Gernsbach vom 23.11.1846 kommt zum Ausdruck, wie die Gemeinde die Arbeit des Vereins unterstützte: „Nach wechselseitigen Besprechungen wurden folgende Gelder zur Unterstützung angewiesen:

  1. Zur Kasse des Frauenvereins, welche Bedürftige weiblichen Geschlechtes Arbeit verschafft 50 fl
  2. Für eine Suppenanstalt 105 fl“

Vermutlich hat die Energie der Mitarbeiterinnen dieses Frauenvereins nach Behebung der ersten Not im Laufe der folgenden Jahre nachgelassen, so wie dies in anderen Gemeinden auch geschah.

In dieser Situation wurden die Ereignisse des Jahres 1866 Anlass zu einem neuen Anfang. Zum Beginn des deutsch-österreichischen Krieges, in den auch Baden verwickelt wurde, rief die Großherzogin Luise erneut zur Bildung von Frauenvereinen auf und fordert noch Amtmänner und Bürgermeister zur tatkräftigen Mithilfe auf. Hinzu kam in Gernsbach noch der Wunsch nach Errichtung einer Diakonissenstation. Dies führte zu dem Entschluss, den Frauenhilfeverein auf völlig neue Füße zu stellen. Heinrich Langenbach schreibt: „Am 31. Juli 1868 erging an Gernsbachs Frauen eine Einladung, dem Frauenverein beizutreten. Es unterschrieben am 12. August 1868 93 Frauen. Am 30. März 1868 wurde die Diakonisse Christine Thibaut, Oberschwester vom Diakonissenhaus Karlsruhe, hierher berufen, um die Diakonissenstation einzurichten. Sie wurde um 75 fl halbjährlich und freie Station als Diakonisse eingestellt.“

Diese Neugründung des Frauenvereins als Zweig des „Landesvereins vom Roten Kreuz“ vor 125 Jahren war die Geburtsstunde des DRK in Gernsbach. Mit ihr begann eine Arbeit, die seitdem aus dem Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist.

Der neue Verein stellte sich 3 Aufgaben: „

  1. Die Krankenpflege durch eine später durch zwei Diakonissen des Diakonissenmutterhauses Karlsruhe
  2. Die Hebung des Industrieunterrichts im ersten Jahr durch eine im Lehrerinnenseminar Ludwigsburg, im nächsten Jahr durch eine in Karlsruhe ausgebildete Lehrerin
  3. Die Beschäftigung der Frauen, die von zu Hause nicht wegkönnen, mit Näh- und Strickarbeiten, deren Arbeiten in einem Laden in der Stadt und später in einem Vereinsladen verkauft werden.

Außerdem wurden die Armen mit Leib- und Bettwäsche und mit Nahrungsmitteln, vor allem mit Milch unterstützt.“

Seine Bewährungsprobe bestand der Verein im Kriegsjahr 1870/71, als viele Gernsbacher Soldaten wurden und in der Stadt ein Hilfslazarett eingerichtet wurde. Doch neben der Arbeit in Gernsbach kümmerte sich der Verein auch um die Not anderer Menschen. So stand am 27.11.1872 im „Gernsbacher Boten“ unter der Überschrift „An die hiesigen Einwohner“ Folgendes zu lesen: „Der Frauenverein richtet an alle Menschenfreunde die herzliche Bitte, ihm Gaben der Liebe und Barmherzigkeit einhändigen zu wollen für die Tausenden verarmten, unglücklich gewordenen Mitmenschen, welche an den Ufern der Ost- und Nordsee am 13. d. M. durch einen entsetzlichen Sturm heimgesucht worden sind. Gedenken wir unserer deutschen Brüder, welche Gefahren ausgesetzt sind, wie wir sie hierzulande nicht kennen! Der Vereinsvorstand.“

Immer wieder wurden unter den Mitgliedern außerordentliche Sammlungen veranstaltet, so 1878 für die Verwundeten im russisch-türkischen Krieg 1879 aus Anlass der goldenen Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. und 1882/83 für die Hochwassergeschädigten im Murg- und Rheintal.

Die erhaltenen Jahresberichte zeigen eindrucksvoll, wie umfassend die Arbeit des Vereins war. Neben der Versorgung der Kranken durch Diakonissen und barmherzige Schwestern, sie unterstanden nicht der Leitung des Vereins und neben der Suppenküche und der Milchversorgung „Haferkakao“ kümmerte sich der Vorstand auch um Kochkurse für Schülerinnen und Fabrikarbeiterinnen sowie für Flickkurse für schulentlassene Mädchen.

In der Fortbildungsschule leitete eine vom Verein auf seine Kosten ausgebildete Lehrerin den Haushaltungsunterricht. Auch Krankenpflegekurse wurden eingerichtet und ein Tuberkuloseausschuss gegründet, der entscheidend dazu beitrug, die damalige Volksseuche zu bekämpfen.

Dies alles geschah unter dem regen Interesse der Großherzogin, die dem Vorstand wiederholt „die Ehre zuteilwerden ließ, ihn auf Schloss Eberstein zu empfangen“, wobei dieser „aus der gewinnenden Herzensgüte und der umfassenden Sachkenntnis der hohen Frau neue Anregungen erhielt“. Angesichts der umfassenden Tätigkeit des Frauenhilfsvereins vom Roten Kreuz wurde ein Männerhilfsverein kaum vermisst.

Erst am 28. Juli 1901 wandten sich zwei Persönlichkeiten, Dr. Schaller und Bürgermeister Jung mit einem Aufruf zur Gründung eines Männerhilfsvereins an die Öffentlichkeit. Am 13.9.1901 fand dann die Gründung statt. Im Protokoll heißt es: „Die konstituierende Versammlung fand im Badischen Hof statt. 120 Mitglieder traten sofort bei. Gleichzeitig wurde bei der Gründung die freiwillige Sanitätskolonne eingerichtet.“

Die Sanitätskolonnen, in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden, waren ursprünglich als freiwillige „Krankenträgerkorps“ für den Kranken- und Verletztenpflegeeinsatz im Kriege bestimmt. Mindestens 1/3 ihrer Mitglieder musste bereit sein, der Feldarmee als Krankenpfleger zu folgen. Dies war dann im 1. Weltkrieg der Fall. 1937 wurden die Sanitätskolonnen in die Kreisstellen des DRK integriert. Nach 1945 sind sie als „Bereitschaften“ wiedererstanden.

Das Protokollbuch des Männerhilfsvereins, das im Jahre 1907 begonnen und gewissenhaft bis 1936 geführt wurde, gibt interessante Einblicke in die Tätigkeit des Roten Kreuzes in Gernsbach.

Der erste Eintrag betrifft die Generalversammlung am 25.11.1907. Da er sehr anschaulich das Denken und Handeln der damaligen Gernsbacher „Rotkreuzler“ schildert, wird einiges hier wiedergegeben: „Erschienen waren 36 Mitglieder. Der Kolonnenarzt Dr. Ernst leitete als 1. Vorsitzender die Versammlung. Zuerst gedachte er in herzlichen Worten des Hinscheidens des hochseligen Großherzogs Friedrich I., des hohen Protectos des Roten Kreuzes. Danach gab er den Jahresbericht: Zweck des Männerhilfsvereins bzw. der freiwilligen Sanitätskolonne ist die Erste Hilfe bei Verwundungen im Kriege und bei Unglücksfällen im Frieden zu leisten, und da für die Hilfeleistung im Kriege eine geregelte, richtig organisierte Friedenstätigkeit die beste Vorbereitung ist, wurde dieser im vergangenen Jahr eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Um die Möglichkeit der Erste Hilfeleistung durch die Sanitätskolonne möglichst zu fördern, wurden emaillierte Schilder an den Wohnungen der einzelnen Mitglieder und bei verschiedenen Firmen und Inhabern von Fernsprechanschlüssen größere mit der Aufschrift „Unfallmeldestelle“ angebracht.

Die Rechnungsabhör ergab einen Jahresabschluss mit 677,89 GM (Goldmark) in Einnahme und 341,43 GM in Ausgabe. Dem Verein gehörten 85 passive und 56 aktive Mitglieder an, die in den Ortschaften Reichental, Weisenbach, Hilpertsau, Obertsrot, Lautenbach, Scheuern, Gernsbach, Staufenberg, Hörden und Ottenau wohnten. Hilfe wurde in 26 Fällen geleistet.

Die Jahresberichte der folgenden Jahre betonen die sorgfältige Ausbildung der aktiven Mannschaften in „Unterweisungen, Exerzier- und Trägerübungen und bei größeren Sanitätsalarmübungen“. So zeigten zum Beispiel am „3. Mai 1905 die Jungsanitäter bei einer Übung der Mannschaften in Anwesenheit der Gemeinderäte und der Ärzte, dass sie etwas Tüchtiges gelernt hatten“. Auch bei größeren Übungen im Land und beim 1. Badischen Führer- und Ärztetag im Jahr 1908 waren die Gernsbacher dabei. Wie erfolgreich diese gute Ausbildung war, zeigte sich immer wieder im Ernstfall. Am 9.3.1908 berichtete der „Murgtäler“ und das „Rastatter Tagblatt“: „Bei einem größeren Automobilunfall an der neuen Landstraße Gernsbach-Obertsrot leisteten Mitglieder der Gernsbacher Sanitätskolonne die Erste Hilfe“. Und im Jahresbericht für 1913 lesen wir „Am 12. November ereignete sich beim Kirchenneubau Obertsrot ein schwerer Unglücksfall, hierzu wurde die Kolonne telefonisch gerufen und war schleunigst zur Stelle. Es waren vier Schwerverwundete und ein Toter.“

Die Sanitätskolonne war nach militärischen Grundsätzen organisiert mit „Stammrolle“ und gewählten Zugführern. Die Mannschaften trugen Litewken (militärische Uniformröcke), Leibgurte, Mannschaftstaschen und Rot-Kreuz-Armbinden. Bei unentschuldigtem Fehlen wurden jedes Mal 20 Pfennige Strafe erhoben zugunsten der Sanitätskolonne. Dabei wurden nur schriftliche Entschuldigungen angenommen. Wer dreimal unentschuldigt fehlte, wurde „ausgeschieden“. Dies ist aber wohl nie der Fall gewesen, da aus allen Eintragungen sichtbar wird, dass ein starker Korpsgeist und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl die Kolonnenmitglieder beseelten.

Am 17. Dezember 1911 fand das 10-jährige Stiftungsfest im Badischen Hof statt. Fabrikant Elsenhaus, der 1907 Dr. Ernst als 1. Vorsitzenden abgelöst hatte, gab einen Rückblick auf diese 10 Jahre. Dabei dankte er besonders dem Ehrenkolonnenführer Seyfarth und den derzeitigen Kolonnenführern Bader und Klumpp. Er erwähnte, dass in fast allen Jahren Unterrichtskurse für junge Männer durchgeführt worden waren, an denen sich ca. 15-20 Personen beteiligten. Im Jahre 1911 hatte der Verein 79 passive und 53 aktive Mitglieder.

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges begann für das Rote Kreuz eine schwere Zeit. Die Männer zogen an die Front und die Frauen hatten die Aufgaben in der Heimat zu bewältigen. Sofort nach Kriegsbeginn wurden in Gernsbach zwei Vereinslazarette im Badischen Hof und im Löwen eingerichtet. Anders als im 2. Weltkrieg oblag deren Betreuung in wirtschaftlicher und pflegerischer Hinsicht den Ortsvereinen. Im Oktober 1914 besuchte Großherzogin Hilda die Lazarette, für die sich die Gernsbacher unermüdlich einsetzten. Ende 1917 wurden dann beide aufgelöst. Neben dieser Arbeit erfolgte auch die Betreuung der Soldaten im Felde der Kriegsgefangenen, der Kriegerwitwen und der Waisen. Nüchtern berichten die Protokolle, wie viel in jenen Jahren mit Energie und Tatkraft in Gernsbach geleistet wurde. Männer- und Frauenhilfsverein dies wird immer wieder betont arbeiteten dabei „Hand in Hand“.

Nach dem Kriegsende 1918 gab es für das Rote Kreuz keine Atempause, zu groß waren die Aufgaben, die zu bewältigen waren. Schon im Juni 1920 entstanden Pläne zur Neugründung des Roten Kreuzes im Deutschen Reich, die dann im Januar 1921 zur Konstituierung des Roten Kreuzes als e.V. führten. Doch die Gernsbacher warteten nicht lange. Sie wurden selbst aktiv. Bereits am 21. Januar 1919, 8 Wochen nach dem Waffenstillstand, beschloss der Vorstand, den Verein wieder zu beleben und die Sanitätskolonne neu ins Leben zu rufen. Dies geschah bei einer Begrüßung der aus dem Felde heimkehrenden Soldaten am 16.2.1919. Die Führung der Kolonne übernahm Malermeister Oskar Fieg der, seit 1907 Mitglied nach seiner Rückkehr aus dem Kriege, zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des Roten Kreuzes in Gernsbach sein sollte.

Dem Protokollbuch ist zu entnehmen, dass schon für 1921 ein Fest geplant war: das 20-jährige Stiftungsfest des Männerhilfsvereins. Doch von einer Durchführung ist nichts zu lesen. Es scheint den notvollen Zeitläufen zum Opfer gefallen zu sein.

Auch die Frauen ließen sich durch das Kriegsende nicht entmutigen, sondern setzten ihre segensreiche Tätigkeit ohne Pause fort. Der 51. Jahresbericht für das Jahr 1919 zeigt, wie aktiv die Frauen, wenn auch ohne großes Aufsehen davon zu machen waren: Die beiden Diakonissen machten in diesem Jahr 2.402 Hausbesuche und 87 Nachtwachen bei 438 Kranken. Aus den Beständen der aufgelösten Lazarette konnten viele Bedürftige mit Betten und Wäsche unterstützt werden. Die Kriegsgefangenen in Frankreich und Russland wurden bedacht, Heimkehrer versorgt und Sammlungen für Bedürftige in den Städten durchgeführt. Leider konnte, ein Zeichen jener Zeit, keine Milch mehr an Arme und Kranke ausgegeben werden, weil „der Mangel daran ständig zunahm Die Kriegskinderkrippe konnte nicht mehr eröffnet werden, auch der Vereinsladen, der viele Tausend Mark eingebracht hatte, musste zunächst geschlossen bleiben. Die Präsidentin Frau Otto Weber, schloss ihren Bericht mit den Worten: „So düster die Zukunft vor uns liegt, wir lassen die Hoffnung nicht sinken, dass wir mit Gottes Hilfe bald wieder in den Stand gesetzt werden, unsere Arbeit in den verschiedenen Zweigen so aufzunehmen, wie wir es vor dem Kriege konnten.“

Der 53. Jahresbericht für das Jahr 1921 beweist, wie energisch die Frauen alle Schwierigkeiten zum Trotz ihre karitative Arbeit taten. Der Vereinsladen blühte wieder auf. 900 Hemden wurden genäht und verkauft. 200 Paar Strümpfe gestrickt. Kinder wurden zur Solbadkur geschickt. Im Schulhaus wurden Solbäder für örtliche Kuren eingerichtet. Die Tuberkulose wurde „mit Eifer“ bekämpft. Eine Schulspeisung mit Lebensmitteln von den Quäkern wurde durchgeführt, da durch die Inflation bedingt „manche Kinder daheim die nötige Nahrung nicht mehr erhalten können“. Weihnachtsgeschenke wurden an Bedürftige gegeben u.v.a.m.

Nach dem Ende der Inflation ging es endlich aufwärts. Darum wagte der Männerhilfsverein zum 25-jährigen Stiftungsfest am 18. Dezember 1926 in den Saal des Löwen einzuladen. Der Protokollant beginnt seinen Bericht mit dem Satz: „Das Fest ging glänzend vonstatten!“ Die Begrüßung erfolgte durch den 1. Vorsitzenden Wittenauer, Bürgermeister Menges hielt die Festrede über Sinn und Zweck des Roten Kreuzes und ehrte die Jubilare. Danach wurde das Festspiel „Das Rote Kreuz in 5 lebenden Bildern“ aufgeführt und anschließend wurde ausgelassen getanzt.

Im Jahre 1930 wurden neue Statuten, nämlich die des Landesverbandes, beschlossen. Damit erlosch der Name „Männerhilfsverein“. An seine Stelle trat die Bezeichnung „Freiwillige Sanitätskolonne Gernsbach“. 1. Vorsitzender war Herr C. Brude. Die Kolonne hatte 58 aktive Mitglieder. 1.000 Hilfeleistungen, davon 2/3 Betriebsunfälle, wurden in diesem Jahr geleistet. Im Jahr darauf kam ein entscheidender Schritt zur Modernisierung. Der Vorstand beschloss am 5. Juni 1931 die Anschaffung eines Krankenautos.

1935 beschloss die Mitgliederversammlung wieder eine Namensänderung. Aus der bisherigen Sanitätskolonne wurde unter dem gleichen Vorstand der „Ortsmännerverein vom Roten Kreuz“. Das 35-jährige Bestehen feierte der Verein am 6.12.1936 mit einem „Kameradschaftstreffen“. Wenige Monate später verstarb der 1. Vorsitzende Carl Brude plötzlich, der den Verein seit 1928 geleitet hatte. Sein Nachfolger wurde Malermeister Oskar Fieg, der insgesamt über 50 Jahre lang dem Roten Kreuz selbstlos gedient hat. Ein Problem war in der ganzen Zeit die Frage der Unterbringung. Die Unterrichtsstunden fanden lange Zeit in der Realschule statt. Im „Löwen“ war ein Raum angemietet. Dann erhielt man einen Raum im Spritzenhaus.

Das Protokollbuch endet mit dem Jahr 1937. In den letzten Berichtern ist zu erkennen, dass das Rote Kreuz eine mehr und mehr auf den Kriegsfall zugeschnittene staatliche Institution wurde. Eine Krankensammelstelle für die Bevölkerung der in einem Krieg mit Frankreich zu räumenden Rheindörfer wurde eingerichtet, der Luftschutzsanitätsdienst wurde organisiert, Unfallhilfekurse für die ganze Bevölkerung wurden durchgeführt. Die Kolonnenmitglieder wurden im Gasschutz ausgebildet. „Samariterinnen“, d. h. Kriegsschwestern, wurden geschult und feierlich verpflichtet“.

Die Siegermächte betrachteten das Rote Kreuz als „nationalsozialistische Organisation“, die aufgelöst und verboten wurde. Doch schnell kannte man, dass die ungeheuren Aufgaben, die der Krieg zur Folge hatte, ohne freiwillige Helferinnen und Helfer nicht bewältigen waren.

So entstand das badische Hilfswerk vom Roten Kreuz“. Die offizielle Genehmigung der Rotkreuzarbeit durch die französische Militärregierung erfolgte im April 1947. Dabei mussten sich alle verantwortlichen Mitarbeiter einem ausgedehnten Entnazifizierungsverfahren unterwerfen. Am 4. Februar 1950 schlossen sich die Landesverbände zum „Deutschen Roten Kreuz“ zusammen.

Doch schon lange vorher gingen die Mitglieder des Roten Kreuzes unverdrossen ans Werk. Für die heutige Generation ist wohl kaum nachvollziehbar, was damals geleistet wurde, auch in Gernsbach.

Nach erfolgter erster Aufbauarbeit war es dann an der Zeit, den nicht „satzungsgemäßen Zustand“ zu beenden. In Gernsbach geschah dies bei der 1. Generalversammlung nach dem Krieg am 10. Oktober 1951 im Gasthaus Auerhahn in Scheuern. Der damalige 1. Vorsitzende Herr Bürgermeister Müller hatte dazu eingeladen. Dabei berichtete Frau Dr. Dreher über die Tätigkeit der weiblichen Bereitschaft: „Im Kriegseinsatz standen 132 Helferinnen und 48 Schwesternhelferinnen. Nach Kriegsende widmeten sich diese den Verwundeten und Gefangenen. Es wurden 8 Gefangenenlager betreut, deren Insassen mit Kleidern, Wäsche und Decken versorgt wurden. Desgleichen versahen die Schwesternhelferinnen den Dienst in den Sanitätsabteilungen der Industriebetriebe.

1948 bis 1950 wurden Schweizer- und im Anschluss daran Hoover-Speisungen durchgeführt. 1.000 Kinder wurden so pro Tag ernährt.“ Frau Hoesch berichtete dann über die Sozialarbeit. Allen Widrigkeiten zum Trotz war es gelungen, jedes Jahr Kinder in Erholung zu schicken. Auch die Mütterverschickung nach Gernsbach hatte schon ihren Anfang genommen. 1951 wurden 430 Flüchtlinge vom Roten Kreuz betreut und mit Decken, Betten, Möbeln und Geschirr ausgestattet. Eine Nähmaschine und Säuglingswäsche konnten ausgeliehen werden. Daneben war man noch in der Obdachlosen u und Heimkehrerfürsorge tätig. Der Suchdienst bemühte sich, Menschen wieder zusammenzuführen und vor allem Kindern wieder ihre Eltern zu geben. Anschließend sprach Herr Fieg über die männliche Bereitschaft.

Schon 1945 hatte er damit begonnen, die alte Kolonne wiederzubeleben und Menschen für die Arbeit zu gewinnen. 1951 verfügte die Bereitschaft über 21 Mitglieder, 190 Krankentransporte waren im Jahre 1950 durchgeführt worden. Diese Zahlen können nur annähernd verdeutlichen, was damals mit den geringsten Mitteln geleistet wurde und wie vielen müde gewordenen und resignierten Menschen in jener Zeit entscheidende Hilfe und Ermutigung zuteilwurde.

In der schwierigen Zeit nach dem 2. Weltkrieg haben einige Gernsbacher Persönlichkeiten den Aufbau des DRK Ortsvereins ganz wesentlich mitbestimmt und ihre Autorität in die Waagschale geworfen.

In den Akten des Gernsbacher Stadtarchivs tauchen folgende Namen des Öfteren auf:

  • Frau Ria Hoesch
  • Frau Gisela Hoesch
  • Frau Dr. Gertrud Wachter
  • Frau Lina Eberhardt
  • Klaus Hoesch
  • Gert Hoesch
  • Oskar Fieg
  • Ernst Brude

Diese Personen bildeten auch den Vorstand. So sind in der Einladung zur Vorstandssitzung am 19.10.53 zusätzlich noch Herr Felix Wieland aus Reichental, Elisabeth Markreiter, Dr. Ruth Hofmann, Berta Dreher, Dr. Waldemar Ott und Eduard Steiner genannt. Zur Vorstandssitzung im Januar 1957 sind bis auf Herrn Wieland und Frau Markreiter noch alle Vorstandsmitglieder im Amt. Auf Antrag des Herrn Dr. Gert Hoesch im Februar 1958 wurde als Vertreter des Stadtrats Herr Dr. Schwaiger zu den Vorstandssitzungen hinzugezogen. Eine wichtige Gernsbacher Rotkreuz-Persönlichkeit war der Malermeister Oskar Fieg. Von ihm berichten die „Badischen Neuesten Nachrichten“ und das „Badische Tagblatt“ am 9. Dezember 1957 das er für 50-jährige Mitarbeit geehrt, zum Ehrenvorsitzenden ernannt und mit den Ehrenzeichen in Gold ausgezeichnet wurde.

Die Ausdünnung durch Kriegseinwirkungen in den Reihen der männlichen Bereitschaftsmitglieder ließ die Zahl auf 16 aktive Helfer sinken.

Am 10. Juli 1959 berichtet das „Badische Tagblatt“ von der Gründung einer Jugend-Bereitschaft. Die „Badischen Neusten Nachrichten“ widmen Oskar Fieg am 20. Oktober 1959 einen Artikel zu seinem 70. Geburtstag.

Die „Badischen Neusten Nachrichten“ berichteten am 18. Juli 1961 von einer DRK-Generalversammlung mit diversen Berichten wie z. B. dem weiblichen Sozialdienstes, der Bereitschaftsführer und der Jugendgruppen. Besonders erwähnt wurde Oskar Fieg, den der Vorsitzende Dr. Heosch „Ehrensenator im Krankendienst“ tituliert wurde. Am 01. Oktober 1961 berichteten BNN und BT von der Verleihung der höchsten DRK Auszeichnung an Oskar Fieg im Rahmen einer Kreisversammlung.

1964 leistet Josef Fallert bei einem Auslandseinsatz nach einem Erdbeben in Skopje/Jugoslawien bemerkenswerte Hilfe, wofür er bei einer Landesversammlung am 06. Juni 1964 in Neustadt/Schwarzwald geehrt werden soll. Die silberne Spange wurde ihm im Februar 1967 in einer Jahreshauptversammlung von Herrn Dr. Krieger überreicht.

Anfang 1967 lieh der OV Durmersheim einen Ersatzwagen für den durch Unfall ausgefallenen Krankenwagen. Kreisbereitschaftsführer Ulrich ehrte in der Versammlung langjährige Aktive wie Oskar Fieg (50 Jahre), August Ziegaus, Erhard Büchel, Siegfried Klostermeier, Eduard Steiner, Otto Dittmann für 40 Jahre. Wilhelm Fallert, Josef Kalmbacher, Emil Klees, Ferdinand Dittmann, Leo Klumpp, Gerhard Sieb, Gerhard Müller und Alois Erlewein für 25 Jahre.

Am 29. Juli 1969 geht im OV Gernsbach eine Ära zu Ende. Oskar Fieg, geboren am 20.10.1889, stirbt und wird am 31. Juli 1969 beerdigt.

Am 03. Februar 1972 wurde die Bereitschaftsführung neu gewählt. Bereitschaftsführer wurde Josef Fallert und Klaus Kleeh als Stellvertreter. Bereitschaftsführerin wurde Elfriede Lunghard und Monika Merkel als Stellvertreterin. Die Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung am 17. März 1972 ergaben außer den vorgenannten Namen der Bereitschaftsführung folgendes:

Dr. Gert Hoesch, Dr. Ott, Dr. Murawski, Direktor Albert Faißt, Irmgard Herrmann (Schriftführerin), Walter Maier (JRK), Gerhard Müller (Krankentransport), Ria Faißt (Sozialarbeit) und Dr. Wächter (Verbindung zum Kreisverband).

Die ehemalige Bereitschaftsführerin Lina Eberhard wurde nach 38 Dienstjahren verabschiedet. Frau Anneliese Overlack verließ den Vorstand.

Am 27. März 1972 wurde eine Jugendgruppe in Reichental unter der Leitung von Franz Fischer gegründet.

Am 22. Oktober 1973 berichtete das BT von einer Herbstübung und anschließendem Herbstball unter der Beteilung der Bereitschaften Ottenau, Bischweier und Gaggenau unter der Gesamtleitung von Klaus Kleeh. Mit 500 Besuchern war die Stadthalle voll belegt.

Aus Auszügen der Mitgliederlisten zeigte einen regen Zuspruch von Aktiven, die aus allen Gernsbacher Stadtteilen, den Weisenbacher Ortsteilen sowie aus Loffenau und Hörden kamen.

Von Mitte 1972 bis 1976 führte Berthold Streeb ein Protokollbuch der Bereitschaftsaktivitäten. Daraus einige Auszüge:

Er berichte zunächst von Funkinformationslehrgängen in Rastatt, Sanitätsdienst beim Fastnachtsumzug in Hörden, Einsatz bei einem schweren Verkehrsunfall in Langenbrand, Besuch der Einweihungsfeierlichkeiten des neuen Feuerwehrgerätehauses in Gernsbach, Einsatz beim Bergrennen und der Rallye Rheinland-Pfalz, JRK-Zeltlager in Plittersdorf und mehreren Vereinsfesten und Übungen.

1974 erwähnt er einen Ölalarm in Weisenbach, Einweihung Gerätehaus für DRK und Feuerwehr in Ottenau, erster Verpflegungseinsatz für 160 Jugendliche im Stadion anlässlich der Feiern zum 100-jährigen Bestehen des Schwarzwaldvereins, Jahresausflug in die Vogesen und dem Tankzugunfall in der Silvesternacht bei der Esso-Tankstelle.

1975 nannte er als herausragende Ereignisse die BF-Wahl, aus der Monika Merkel und Josef Fallert als Bereitschaftsführer und Brigitte Kleeh und Klaus Kleeh als ihre Stellvertreter als Führungsmannschaft hervorgingen. Berthold Streeb wurde Gerätewart und Schriftführer. Des Weiteren wird vom Jahresausflug nach Gaschurn berichtet, vom Großeinsatz beim Altstadtfest und Besuch aus Lampertheim.

1976 brannte in der Faschingszeit eine Wohnbaracke auf dem Gelände der Fa. Katzwerke. 18 Betroffene waren ohne Hab und Gut geflüchtet und wurden vom DRK erstversorgt und verpflegt. Die Nacht verbrachten sie in einem werkseigenen Bürotrakt. Die Gernsbacher Bevölkerung kam dem Spendenaufruf sofort und umfangreich nach. Der gesammelte Geldbetrag wurde von den Betroffenen angenommen und sofort dem DRK wieder gespendet.

Wachwechsel beim DRK Gerätewart: Neues Team sind Harald Wieland und Franz Fischer.

Waldbrand am 2. April im lgelbachtal. Brandeinsatz am 6. Mai bei Fa. Casimir Kast in Obertsrot, Betriebsausflug am 8. Mai zur Karlsruher DRK Rettungsleitstelle und Berufsfeuerwehr. Brandeinsatz am 21. Mai bei Fa. Gruber und Weber in Obertsrot, Ausflug am 4. September nach Heidelberg, Heppenheim und Lampertheim, Ergänzungswahl wegen Wegzug des stellvertretenden Bereitschaftsführers Klaus Kleeh, neuer Mann: Joachim Aurich aus Weisenbach. Am 2. Oktober war Dr. Bölzner erstmals bei einer Übung aktiv dabei. Leider enden hier die Aufzeichnungen.

In den folgenden Jahren machten sich zusehends die baulichen Mängel der DRK-Unterkunft, auch Kornhaus genannt, bemerkbar. Dieses über 100 Jahre alte Haus, im Eigentum der Stadt, wurde zwar von den Bereitschaftsmitgliedern immer wieder repariert und renoviert, aber eine grundlegende Renovierung blieb aus und wurde von der Stadt Gernsbach erst nach Auszug des Ortsvereins Ende der Achtzigerjahre vollzogen.

Der Fuhrpark wurde den Bedürfnissen und neuen Aufgaben entsprechend erweitert und modernisiert. Zunächst gab es einen Mannschaftstransportwagen mit Anhänger, dann kam ein Mannschafts- und Gerätewagen DB 409 hinzu, ein gebrauchter Kleintransporter DB 207 mit Plane und schließlich wurde der altersschwache VW-Bus durch einen gebrauchten Ford Transit ersetzt und zu einem Behelfskrankenwagen ausgebaut. Die Ausstattung im Fernmeldewesen konnte Zug um Zug erweitert werden.

Handsprechgeräte im 2m Band und Funkalarmempfänger machten die DRK-Bereitschaften zu einer schnellen und schlagkräftigen Gruppe. Egal ob Verkehrsunfall, Wohnhausbrand, Firmenfeuer oder Suchaktion – immer wieder waren die DRK-Helferinnen und Helfer mit der Feuerwehr im Einsatz. Dies war von der Feuerwehr, insbesondere ihrem Stadtbrandmeister Manfred Kast, besonders gefördert und entwickelte sich zu einer ständigen Einrichtung. Überhaupt war die Verbindung zur Feuerwehr immer sehr eng und man wusste, dass man sich gegenseitig vertrauen und sich darauf verlassen konnte. Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Explosion bei Fa. Cas. Kast in Obertsrot, der Feuerwehrkommandant Kast und Bereitschaftsführer Aurich treffen fast zeitgleich an der Einsatzstelle ein. Die Hilfskräfte sind noch auf der Anfahrt, die Wucht der Explosion hat Scheiben und riesige Tore herausgedrückt. Kast zu Aurich: „Bleib du draußen, ich gehe rein zur Lageerkundung, wenn’s knallt, weißt du, wo ich zu finden bin“. Wenige Worte, jeder war sich der Brisanz dieses Nachteinsatzes bewusst.

So gab es im Laufe der Jahre viele Kontakte und gegenseitige Hilfe zwischen der Feuerwehr und dem DRK bis hin zum Einsatz der sog. „Gulaschkanone“ beim „Tag der offenen Tür“ der Feuerwehr, wo viele fleißige Hände unter der Leitung von Josef Fallert den fast schon weltbekannten Eintopf Jahr für Jahr kochten und ausgaben.

Wie an anderer Stelle beschrieben, wurde der Krankentransport in Gernsbach schon Anfang des Jahrhunderts betrieben. Personell wurde er aus den Reihen der Aktiven besetzt. Auch nach Übernahme durch den Kreisverband Bühl und später Rastatt halfen viele Männer und Frauen ehrenamtlich mit, Kranke und Verletzte zu versorgen. An dieser Stelle sei allen gedankt, die in unermüdlichem Einsatz viele Stunden dafür geopfert und ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben.

Die Zeit der ehrenamtlichen Mitarbeit im Rettungsdienst neigt sich generell dem Ende zu, das neue Rettungsdienstgesetz wird zum Ende dieses Jahrhunderts, dem ein Ende setzen, was in Gernsbach zum Anfang des Jahrhunderts begonnen hat. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer können die hohen Anforderungen des neuen Gesetzes nicht erfüllen. Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter dem Reiter „Krankentransport und Rettungsdienst in Gernsbach“.

Schon kurz nach der Jahrhundertwende kam in Gernsbach der Gedanke auf, den Transport von Kranken und Verletzten sächlich und personell richtig zu organisieren. Die nachfolgenden Zeilen machen den schwierigen Weg vom Gedanken bis zur Verwirklichung deutlich.

16.09.1919
Angebot eines pferdegezogenen Krankentransportwagens aus Heeresbeständen für 600,- Mark ab Lager Rintheim, 4-rädrig, gefedert. Die Anschaffung wird vom Krankenhausarzt Schmidt befürwortet.

31.10.1919
Gemeinderat beschließt Kontaktaufnahme mit Fa. Goldstein wegen Übernahme des Krankentransports.

17.11.1919
Antwort der Fa. Goldstein: Ohne Umbau ist ihr Kraftfahrzeug ungeeignet.

30.01.1920
Fa. Goldstein kümmert sich um ein anderes Fahrzeug.

15.03.1920
Nochmalige Verhandlung mit Fa. Goldstein wegen Fahrzeugumbau, um liegenden Transport zu ermöglichen. Angebot der Fa. Cyklon Maschinenfabrik, Berlin, einen dreirädrigen 10 PS Krankenwagen zu liefern (Motor offen auf lenkbarem Vorderrad montiert, keine Fahrerhausscheiben).

20.03.1920
Fa. Goldstein ist weiterhin bereit, Schwerkranke mithilfe einer provisorischen Bretterkonstruktion liegend zu transportieren.

25.06.1925
Gemeinderat Richard Weber greift Anschaffung eines Krankenbeförderungswagens wieder auf.

05.11.1926
Daimler-Benz Gaggenau gibt Angebot für Krankentransportwagen mit 30 oder 50 PS Motor ab, Kosten 12.500 Goldmark, zweite Trage 350 Goldmark, Vierradbremse 600 GM, Lieferzeit 6 Wochen.

18.01.1927
Antrag des Männerhilfsvereins vom Roten Kreuz Gernsbach an Bürgermeisteramt um Zuschuss für Krankentransportauto, unterschrieben vom Vorsitzenden Herrn Wittenauer.

10.04.1929
Erneuter Antrag an Gemeinderat um Zuschuss von 120 Reichsmark p.a. für Krankentransportauto.

17.04.1929
Bürgermeisteramt bittet um Aufschlüsselung des 120 RM Zuschusses und schlagt die Unterstellung des Autos im geplanten Krankenhaus-Neubau vor.

20.04.1929
Mitteilung über Gemeinderatsbeschluss: Der Männerhilfsverein soll sich vertraglich an den Krankenförderungskraftwagen des Daimler-Benz-Werks binden, weil erstens für die Gemeinde billiger und zweitens stete Einsatzbereitschaft gewährleistet ist.

03.05.1929
Nach Gespräch mit DRK Vorsitzendem Wittenauer wird eine Beschaffung seitens der Stadt unter Einbeziehung der umliegenden Gemeinden in Erwägung gezogen, Unterstellung im neuen Krankenhaus gefahren vom neu einzustellenden Heizer.

06.06.1929
Nachdem Daimler Benz nur ausnahmsweise Transport zusicherte, erfolgt erneut Antrag des Männerhilfsvereins Gernsbach an Bürgermeisteramt wegen Bezuschussung, verbunden mit dem Hinweis, dass Hilpertsau, Obertsrot und Staufenberg je 60 Mark pro Jahr als Zuschuss gewähren wollen, Weisenbach evtl. auch helfen will die oberen Murgtal Gemeinden abgelehnt haben.

10.07.1929
Kostenvoranschlag der Fa. Daimler Benz an Männerhilfsverein vom Roten Kreuz Gernsbach für Krankenkraftwagen 3/4 Tonne, 6 Zyl., 50 PS über 11.450 RM, 2,25 t zul. Ges.-Gewicht, max. 70 km/h, alternativ 6 Zyl. 38 PS für 11.000 RM oder 55 PS 3-ltr.-Motor für 13.100 RM, 60 PS 3-ltr.-Motor für 13.900 RM oder 80 PS 4,5-Itr.-Motor für 15.750 RM, plus jeweiliger Sonderausstattungen. Teuerstes Kfz mit zwei Tragen kostet 16.100 RM.

30.07.1929
Männerhilfsverein schickt Unterlagen an Gemeinde und bittet um Entschließung.

14.11.1930
Erneutes Angebot der Fa. Daimler Benz für 50 PS Fahrzeug und dem Angebot, ein neues Fahrzeug beim Krankenhaus Baden-Baden anzusehen, Neupreis 11.300 RM. Vorrätig sei ein 60 PS Krankenwagen für 13.100 RM.

26.01.1931
Vorsitzender Brude beantragt Garage für zukünftiges Sanitätsauto bei der Gemeinde.

31.01.1931
Zusage der Stadt auf Unterstellung des Sanitätsautos in Krankenhausgarage.

02.03.1931
Antrag der freiwilligen Sanitätskolonne bei 3.000 RM Eigenleistung die restlich 3.000 RM über die badische Bausparkasse zu finanzieren und die Gemeinden Gernsbach, Staufenberg, Hörden, Ottenau, Scheuern, Lautenbach, Obertsrot, Hilpertsau, Weisenbach, Reichental, Loffenau und die Firmen Weisenbachfabrik, Schöller und Hoesch, Badische Holzstoff- und Pappenfabrik, Deutsche Reichsbahn und Deutsche Reichspost in die jährliche Abzahlung mit einzubeziehen.

05.03.1931
Bürgermeisteramt gibt diesen Vorschlag an die o.a. Gemeinden weiter.

In den nächsten Tagen ging von den angeschriebenen Firmen und Gemeinden Zuschusszusagen von Fa. Holtzmann, Weisenbachfabrik, Scheuern, Obertsrot, Selbach, Hilpertsau und der Allg. Ortskrankenkasse ein. Alle anderen angeschriebenen sagten aufgrund der schwierigen Finanzlage ab. Damit war das Finanzproblem nicht gelöst, aber die Gernsbacher Rotkreuzler ließen nicht locker.

22.09.1931
Stadtbauamt errechnet 748 RM für Umbaukosten im ehemaligen Gebhardschen Anwesen Schloßstr. 9, um eine Garage und einen Unterrichtsraum für die Sanitätskolonne einzurichten.

12.10.1931
Bürgermeisteramt hat dafür kein Geld.

27.10.1931
Erneuter Antrag an Bürgermeisteramt zur Bezuschussung und Überweisung von 300 RM Anzahlung. Sofortige Antwort: Volle Zuschusshöhe wird genehmigt, aber die Sanitätskolonne liefert Sammlungsergebnis an die Stadt ab.

Nun konnte der Wagen endlich gekauft werden und das Provisorium hatte ein Ende. Aber die Probleme reißen nicht ab.

12.11.1931
Schwierige Wirtschaftsverhältnisse und unvorhersehbare Mehrkosten bei der Sanitätsautobeschaffung haben ein Loch in die Sanitätskolonnenkasse von 1500 RM gerissen. Vorsitzender Brude bittet Bürgermeisteramt um Hilfe, die mit Schreiben vom 19.11.31 abgelehnt wird.

25.02.1932
Transportpreise mit Krankenwagen Gernsbach:
Gernsbach – Loffenau tags 4 RM, nachts 5 RM

Mit Baden-Badener Wagen: Müllenbild -KrHs Gernsbach 29 RM.

08.08.1937
Brückeneinsturz an der Murginsel erfordert Großeinsatz von Sanitätswache und Krankentransportwagen.

03.05.1939
Die Eigentümerin der Garage Schloßstr. 8 kündigt Raum- und Garagenbenutzung und verlangt rückwirkend 22,50 Mark Miete. Auf Intervention des Führers der Bereitschaft, Herrn Fieg, bittet das Bürgermeisteramt Frau Ella Hetzel um Gratis-Weiterbenutzung der Garage, während der Unterkunftsraum bald frei wird.

07.05.1939
Frau Hetzel, Kohlenhandlung und Landerzeugnisse, zeigt im Schreiben an Bürgermeisteramt Kompromissbereitschaft, senkt Miete auf 12 Mark und bietet bis Jahresende anderen Garagenraum an.

30.06.1942
Beerdigung von Krankenwagenfahrer Theodor Lehmann.

17.03.1943
Stilllegung (Auflösung) der DRK Ortsgemeinschaft gem. Verfügung DRK Landesstelle V, Stuttgart-O.

15.04.1943
Gemäß Erlass des Führers wird der Krankentransport ausschließlich dem DRK übertragen und ist mit dem PKW 1VB Nr. 110928 der Fa. Goldstein oder dem KTW des DRK auszuführen.

11.02.1944
Anordnung der DRK-Kreisstelle Rastatt: Wegen der angespannten Treibstofflage werden Krankentransporte von der Fa. Goldstein nur noch zum Krankenhaus Gernsbach ausgeführt, weitere Fahrten z.B. nach Baden-Baden, Karlsruhe oder Rastatt sind mit einem Treibgas PKW des Herrn Martin Dillinger aus Rotenfels zu machen.

29.12.1944
Der Landrat des Kreises Rastatt berichtet von einem Artilleriebeschuss einer Rheingemeinde, bei dem um 9.30 Uhr zwei Personen verletzt wurden, der Krankentransport aber erst um 15.30 Uhr verständigt wurde. Er nimmt die Bürgermeister in die Pflicht, dass solche Falle unmittelbar und sofort dem DRK-Fahrdienst zu melden sind. Dazu Kommentar des Gernsbacher Bürgermeisters am 03.01.45: Ein solcher Fall kommt hier nicht vor, weil alle Krankentransporte dem Malermeister Fieg gemeldet werden

28.08.1945
Der französische Militärkommandant besteht darauf, dass die Rotkreuz-Abzeichen nur von Krankenhäusern, RK-Mitgliedern und Fahrzeugen geführt werden dürfen, ohne den Adler oder Hakenkreuz-Zusatz.

20.10.1945
Der kommissarische Bürgermeister Schira ordnet an, dass ab sofort wegen Betriebsstoffmangel der Krankenwagen nicht mehr eingesetzt werden darf. Krankentransporte sind mit dem noch zu reparierenden zweirädrigen Transportkarren auszuführen.

23.11.1945
Die Auflösung der DRK-Ortsgruppe führt zur Einstellung der Krankentransporte.

01.02.1948
DRK nimmt Arbeit wieder auf.

05.05.1949
Herr Fieg hatte einen Unfall mit dem Krankenwagen (30.05.47). Die Unfallfolgekosten werden zum Streitfall mit dem DRK KV Rastatt. Nach Herrichtung ist der Wagen ausgebrannt (Febr. 49).

23.05.1949
Herr Oskar Fieg hat von der Biergroßhandlung Charlotte Stuck einen PRW gekauft, um Krankentransporte zu erledigen.

07.07.1949
Fa. Ludwig Gerstenmaier, Baden-Baden, schreibt an Bürgermeister Müller freut sich über dessen Interesse und Besichtigung eines VW Krankenwagens und bittet um baldige Kaufentscheidung, desgleichen im Schreiben 19.07.49.

26.08.1949
Der Geschäftsmann Julius Klebsattel aus KA-Grünwinkel macht DRK und Bürgermeister ein Angebot: Er kauft dem DRK einen Krankenwagen DB 170 V, führt pro Transportkilometer 1 Pfg. an DRK-Bereitschaft ab, stellt einen Fahrer ein und verlangt für sich eine 2-Zimmer Wohnung oder Baugrund und 22 Pfg. pro Transportkilometer. Dieses Ansinnen lehnt das DRK am 24.09.49 ab.

19.09.1949
Der Bürgermeister wehrt sich gegenüber dem DRK-Kreisverband Rastatt gegen die Übernahme des Gernsbacher Krankenwagens.

24.09.1949
Der Bürgermeister gibt die Angebotsunterlagen für einen neuen Krankenwagen an die Fa. Goldstein zurück. Im Angebot war ein OPEL Blitz 1,5 t mit Miesen-Aufbau für 14.634,50 DM oder OPEL Olympia 2-türig für 8.679-DM. Am 23.06.49 hatte die Fa. Gerstenmaier einen VW Käfer für 6.863, – DM angeboten. Der Patient wird von der Beifahrerseite eingeschoben und liegt mit den Füßen neben dem Fahrer, Kopf hinten. Erste Hilfe-Material ist in einer Dach-Transportkiste untergebracht.

01.10.1949
Mietvertrag zwischen dem Badischen Roten Kreuz Ortsverein Gernsbach, vertreten durch Herrn Dr. Klaus Hoesch und Malermeister Fieg bezüglich der Zurverfügungstellung seines privat PKW Adler-Favorit Pol-Kennzeichen FB 28-3375 für Krankentransporte während der nächsten 11 Monate, bis Daimler Benz den neuen Wagen liefert.

20.09.1950
Der Bürgermeister aus Gernsbach informiert seine Amtskollegen der Nachbargemeinden über den neuen Krankentransportwagen in Gernsbach, der über Herrn Brude, Tel. 264 oder Oskar Fieg, Tel. 536 alarmiert werden kann.

19.08.1952
DRK-Kreisverband Rastatt mahnt Abgabe von 5 Pf pro 5.281 Einwohner an. Bürgermeister lehnt ab, da die Gemeinde jährlich 300 DM an Ortsverein zahlt.

21.01.1953
Schreiben des Innenministeriums an die Regierungspräsidien bezüglich der Förderung des Roten Kreuzes incl. Krankentransport und Einrichtung von einer Unfallhilfsstelle pro tausend Einwohner.

30.08.1954
Herr Müller bemängelt beengte Unterbringung im 2. Stock des Feuerwehrgerätehauses und bittet um Raumzuteilung im Erdgeschoss. Ein K-Anhänger und Sanitätskasten K 50 sind vorhanden.

28.10.1954
DRK-Kreisverband Rastatt mahnt Gernsbacher Abgabe an. Gemeinde zahlt nicht nach Rastatt, sondern 400 DM an den Ortsverein.

20.01.1955
Krankerntransportleiter Brude berichtet, dass vor das er Krankentransportfahrzeug angeschafft worden sei, 1936 ein weiteres Fahrzeug aber 1940 wegen zu hohem Benzinverbrauch stillgelegt werden musste. Bald war es dann wieder in Betrieb und kollidierte 1947 mit einem Besatzungsfahrzeug. Ersetzt wurde es erst 1949. Durchschnittlich werden 25 bis 30 Transporte pro Monat ausgeführt. Allein von 1949 bis 1954 gab es 1.000 Transporte zu fahren, dabei wurden 40.000 km zurückgelegt. Bis Ende 1957 wurden seit Gründung 3.500 Transporte erledigt und dabei rund 200.000 km gefahren.

22.10.1956
KTW ist provisorisch in der Garage des Gasthauses Sternen-Hirsch“ untergebracht, steht in der Saison aber im Freien, da Gäste die Garagen belegen. Antrag auf Benutzung und Einrichtung des Kornhauses als DRK Geräte-, Unterrichts- und Garagenraum, evtl. auch als Unfallhilfsstelle, wenn DG-Wohnung von einem Sanitäter bewohnt werden dürfte.

07.11.1956
Der Gemeinderat steht dem Antrag positiv gegenüber, eine Ortsbesichtigung soll Klarheit verschaffen.

25.04.1957
DRK Gernsbach holt bei Fa. Miesen in Bonn einen neuen Krankentransportwagen ab, Unterstellung im Kornhaus (OPEL Caravan).

Nov. 1957
Alois Klostermeier nimmt vom 8.-12. November an einem Lehrgang für Krankentransportpersonal in Pfalzgrafenweiler teil.

06.12.1957
Dr. Gert Hoesch wird Vorsitzender des DRK Ortsvereins.

04.03.1958
Ausschluss des jungen DRK Anwärters Hans-Peter Frey aus dem DRK wegen vorsätzlicher Falschalarmierung des Krankenwagens.

Jubiläum: 25 Jahre motorisierter Krankentransport in Gernsbach!

Mietvertrag mit Stadtverwaltung über Kornhaus als DRK-Depot, Mieterlass von DM 840,- p.a. gilt als städtischer Zuschuss, Krankenwagen erhält dort eine Garage.

02.01.1959
Herr Gerhard Müller fragt beim Bürgermeisteramt nach der zukünftigen Besetzung des Krankenwagens. Da Herr Brude als Feuerwehrkommandant nur bedingt einsatzfähig und Herr Fieg zu alt sei, bietet er seine Dienste an.

06.04.1964
Stadtrat Dr. Hoesch weist auf betriebliche Schwierigkeiten durch die häufige Abberufung der drei bei ihm beschäftigten Krankenwagenfahrer hin. Der Bürgermeister empfindet den Krankentransport als eine Aufgabe des Kreises und plädiert für eine kostendeckende Aufwandsberechnung im Transportfall.

31.01.1964
Anhörverfahren zum Antrag des KV Rastatt wegen Ausübung der entgeltlichen Krankenbeförderung von den Stationen Rastatt (2 Sanka, 1 Behelfs-KTW, 1 PKW), Durmersheim (Sanka) und Gernsbach (Sanka RA-X 141, 2 Liege- und 4 Sitzplätze).

10.03.1971
DRK übernimmt KTW Mercedes RA-CS 25.

01.10.1973
Kreisverband Bühl übernimmt Regie über Gernsbacher Krankentransport. Rettungswache wird im neuen Feuerwehrgerätehaus untergebracht. Stationierung eines KTW und einem RTW.

01.01.1976
DRK Kreisverband Rastatt übernimmt Rettungswache Gernsbach.

Nach der Einrichtung der Rettungswache Forbach und der gut besetzten Wache Gaggenau nimmt die Bedeutung der Wache Gernsbach ab. Sie ist zeitweise im Bestand gefährdet und kann nur durch die Unterstützung durch die Stadt und der örtlichen Industriebetriebe gehalten werden. Räumlich ist die Wache noch bei der Feuerwache Gernsbach untergebracht. Die Planungen im umgebauten DRK-Haus (ehemaliger Möbelmarkt) sehen die Eingliederung der Rettungswache mit vor. Der Feuerwehr sei hierfür das 20-jährige Erdulden des Rettungsdienstes in ihren Raumen gedankt, denn immerhin waren es 20 Jahre, in denen Rettungsdienstmitglieder eigentlich Feuerwehreigene bzw. für die Feuerwehr eingeplante Räumlichkeiten benutzen durften.

Die Feuerwehr musste zusammenrücken, obwohl sie den Platz für ihre immer umfangreichere Arbeit sicher dringend benötigt hätte. Dafür vielen Dank. Nicht vergessen werden sollten die Namen der hauptamtlichen Rotkreuzler, die in der Übergangszeit, also vom Wechsel des Rettungsdienstes aus der Regie des Ortsvereins in die Zuständigkeit des KV Bühl mithalfen und sicher mehr Dienst geleistet haben, als sie bezahlt bekamen: Gerhard Müller, Alois Klostermeier (t 1983), Josef Mörmann.

Lange Jahre davor war es üblich, bei der Fa. Schoeller & Hoesch anzurufen, wenn ein Krankenwagen gebraucht wurde. Die Herren Müller und Mörmann mussten sich dann schnell umziehen und zum Einsatzort düsen. Für die Fa. Schoeller & Hoesch war dies eine enorme finanzielle Belastung, die sich im Laufe der Zeit negativ auf den Betriebsablauf auswirkte und somit keine Dauerlösung war.

Gedankt sei aber auch der Gruppe der vielen Ehrenamtlichen, die in den vielen Jahren seit Gründung des Gernsbacher Krankentransports nicht nur an Werktagen, sondern auch an allen Sonn- und Feiertagen sich in den Dienst des Nächsten stellten und eine lückenlose Besetzung des Krankenwagens gewährleisteten. Was viele Bürgerinnen und Bürger heute nicht mehr wissen, ist die Tatsache, dass in Gernsbach schon Krankentransporte ausgeführt wurden, als dies in der Umgebung noch nicht organisiert war. Somit ist das Gernsbacher Rot Kreuz nicht nur eines der ältesten Gruppierungen, sondern auch der DRK-Krankentransport war einer der ersten zuverlässigen organisierten Rettungsdienste unter der Rotkreuz-Flagge im Murgtal und Umgebung.

Der DRK-Ortsverein heute

Der DRK-Ortsverein Gernsbach nimmt seit der Wiedergründung des Roten Kreuzes in Südbaden nach 1945 die Aufgaben des Deutschen Roten Kreuzes auf lokaler Ebene wahr. Er betreut die Gemeinden Gernsbach, Loffenau und Weisenbach. Der Ortsverein ist seit dem 15. Januar 1987 im Vereinsregister beim Amtsgericht Gernsbach eingetragen und hat seinen Sitz in Gernsbach.

Obwohl das DRK in Form eines Vereines aufgebaut ist und geführt wird, ist es mit anderen Vereinen wie z.B. Sportvereinen oder kulturellen Vereinen nicht vergleichbar. Dies ergibt sich aus den Aufgaben seiner ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Sie sind unmittelbar an und für die Bevölkerung der drei Gemeinden tätig.

Geführt wird der Ortsverein von einem Vorstand. Dieser setzt sich wie folgt zusammen:

  • 1. und 2. Vorsitzender
  • Schatzmeister
  • Schriftführung
  • Bereitschaftsleitung
  • Bereitschaftsarzt
  • Leitung Jugendrotkreuz
  • Leitung Sozialarbeit
  • Beisitzer

Die einzelnen Rotkreuzgemeinschaften (z. Zt. sind dies die Bereitschaft, die Sozialarbeit und das Jugendrotkreuz) haben eine sehr große Selbstständigkeit innerhalb unseres Vereins. Sie erfüllen eigenverantwortlich die ihnen nach der Satzung und den Dienstordnungen zugewiesenen Aufgaben.

Der DRK-Ortsverein Gernsbach e.V. ist Teil des DRK-Kreisverbandes Rastatt e.V. der wiederum Teil des DRK-Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz ist.

Ein bedeutender Faktor der DRK-Arbeit ist die Sozialarbeit. Die Kleiderkammer ist stark frequentiert, nicht erst seitdem Asylsuchende in Gernsbach untergebracht sind. Bedürftige Menschen sind schon immer mit Kleidung versorgt worden. Auch im Falle eines Wohnungsbrandes konnten Bürger mit Kleidung ausgestattet werden. Des Weiteren wurden im Rahmen der „Lehmberghilfe“ Kleidung und sonstige Ausstattung in die Ukraine transportiert. Als vor einigen Jahren ein Erdbeben in Italien ganze Dörfer zerstört hat, konnte mit einer umfangreichen Hilfsaktion den Menschen in einem Dorf geholfen werden.

Einmal in der Woche treffen sich ältere Menschen zur Senioren-Gymnastik, um ihren Körper zu trainieren und das Fallrisiko zu reduzieren. Natürlich kommt auch die Geselligkeit nicht zu kurz, egal ob Geburtstagskaffee, Fasching, Weihnachten oder Ausflug. Training mit dem Rollator oder Rollstuhl ist ebenfalls im Angebot. Eine Gruppe hat zum Beispiel ein Training mit einem Linienbus absolviert, um zu üben, wie man mit einem Rollator gefahrlos in einen Bus steigt, sich dort sicher aufhalten kann und problemlos den Bus wieder verlassen kann. Die Bedeutung der blauen Rollstuhltaste im Bus und am hinteren Einstieg wurde erlernt.

Nachdem die Stadt Gernsbach dem DRK signalisiert hat, das sogenannte Kornhaus“ in Kornhausstraße wegen Eigenbedarf zu räumen, hat der Ortsverein sein bisheriges Domizil aufgeben müssen. Nach vielen Sitzungen fiel die Entscheidung, den bisherigen Möbel-Markt in der Straße „Am Bachgarten“ zu erwerben. Mit viel Engagement haben die Aktiven in vielen Tausend Stunden das Haus renoviert, umgebaut und so hergerichtet, dass es als DRK-Haus genutzt werden kann. Mit Unterstützung durch die Stadt Gernsbach war der finanzielle Kraftakt machbar.

Da fast zeitgleich die Rettungswache aus dem Feuerwehr-Gerätehaus ausgegliedert werden und gleichzeitig ein Notarzt-Einsatzfahrzeug in Gernsbach stationiert werden sollte, war als Zwischenlösung der Notarzt mitsamt dem Fahrzeug im DRK-Haus untergebracht.

Im DRK-Haus sind verschiedene Räume untervermietet. Die psychosoziale Beratungsstelle des Landkreises hat zwei Räume bezogen und führt dort regelmäßige Sprechstunden durch. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nutzt weitere Räume und unterstützt den Ortsverein bei Einsätzen. Der Gebäudeteil neben der Realschule wird mit zwei Klassenzimmern und einem Kellerraum von der Realschule genutzt. Das Jugendrotkreuz arbeitet mit den Jugendlichen im Keller. Auch für die Blutspenden, Dienstabende, Fortbildungen, Seniorengymnastik oder Erste-Hilfe-Kurse wird das DRK-Haus genutzt.

Für Einsatzfahrzeuge gibt es rund um das DRK-Haus leider keinen Platz. Deshalb stehen die Fahrzeuge in der sogenannten „Postgarage“ neben der Stadthalle. Der Name Garage stammt noch aus der Zeit, als dort die Postbusse nach Beendigung ihres Liniendienstes untergestellt waren.

Literaturangaben

Alle Texte aus dem Festbuch „150 Jahre DRK-Ortsverein Gernsbach e.V.“ entnommen und zum Teil umgeschrieben, gekürzt oder angepasst.

Akten aus dem Stadtarchiv Gernsbach:

  • Akte Nr. 2166 Rettungsstelle Rathaus Gernsbach 1941-1947
  • Akte Nr. 2167 Anschaffung Krankenwagen 1919 ff
  • Akte Nr. 2168 Krankentransportwesen 1943-1966
  • Akte Nr. 2169 Schriftverkehr allgemein 1943-1966
  • Akte Nr. 2170 Blutspendewesen 1940-1967
  • Akte Nr. 2171 Freiwillige Sanitätskolonne 1943-1967
  • Akte Nr. 3016 Männerhilfsverein 1922-1939
  • Akte Nr. 4867 Frauenverein 1887-1937

Protokollbücher aus dem Besitz des DRK-Ortsverein Gernsbach:

  • Protokollbuch 1907-1951/52
  • Protokollbuch 1936-1958
  • Protokollbuch 1971-1976